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Die German Classics waren für uns alle ein Wechselbad der Gefühle. Besonders Ina tat mir mehr als leid und es dauerte Tage bis wir sie trösten konnten. Durch unsere Beziehungen haben ihr Vater und ich es geschafft für sie und Golden Secret eine Wildcard beim Veranstalter für die nationalen Dressurprüfungen zu bekommen. Bis dahin war auch noch alles okay und die Freude riesengroß. Samstag und Sonntag fanden sie statt und Pferd und Reiter waren richtig gut drauf. Doch die Richter zeigten sich in beiden Prüfungen bei Inas Ritt sparsam mit den Noten und im Gesamtergebnis parteiisch gegenüber der bekannteren Konkurrenz. Keiner von uns hat bei dem wirklich guten Starterfeld ernsthaft einen Sieg erwartet. Dazu ist Secret eben ein Andalusier mit weniger Vorwärtstritt und kaum Raumgriff in den Grundgangarten. Was wir erwartet haben, war aber eine faire Bewertung der gezeigten Leistung. Ina und Secret ritten fehlerfreie Lektionen und in ihren Möglichkeiten das Optimum. Dennoch setzte man sie am Ende punktemäßig weit zurück hinter Paarungen, die zwar die oben angesprochenen Mängel nicht hatten, aber dafür in den Schlüssellektionen Fehler machten. Da fragt man sich dann wie so was auf einem so hochkarätigen Turnier passieren kann!? Louis war entsprechend sauer und auch ich verstand die Welt nicht mehr. Am Schlimmsten aber war es für Ina. Sie ging davon aus, dass es an ihr gelegen und dass sie Fehler gemacht hätte. Wie überzeugt man nun ein knapp 17-jähriges Mädchen davon, dass sie keine Schuld trifft? Wie erklärt man ihr, dass sie zwar eine herorragende Leistung abgeliefert hatte, aber trotzdem nicht plaziert war? Und vor allem wie lässt man sie verstehen, dass auch das Pferd keine Schuld daran trägt? Erschwerend hinzu kam noch, dass ich mit Celtic Tiger weitaus besser weg gekommen bin und das trotzdem Tiger im sehr barocken und für den modernen Dressursport eigentlich unerwünschten Typ steht. Nach diesen Ergebnissen habe ich es zum ersten Mal bereut, dass ich Day of my Life und Valentin weggegeben habe. Ina hätte mit diesen Beiden vermutlich weitaus mehr Chancen gehabt.
Nun aber genug von der Dressur. Die hat uns in den letzten Tagen schon genug beschäftigt.
In den Springprüfungen war von "Himmelhochjauchen" bis "Zu-Tode-betrübt" alles dabei. Dascalos war ein Totalausfall. In beiden Prüfungen gab ich schon nach wenigen Hindernissen auf, nachdem die Hilfen gar nicht durchkamen und ich bei einem Weiterreitn Gefahr gelaufen wäre, dass er sich verletzt. Solche Mätzchen hat er bis jetzt noch nie in einem Parcours gezeigt und ich bin gelinde gesagt erschrocken über den Fuchswallach. Deway zeigte seine gewohnt soliden Runden und nur je ein Flüchtigkeitsfehler in den Prüfungen verhinderte mehr. Fortuna überraschte mich. Sie zeigte richtig Klasse und konnte dieses Mal alle drei Prüfungen für sich entscheiden. Ich wünschte ich könnte sagen, dass ich in der Großen Tour einfach nur Pech gehabt hätte. Aber so war es nicht. Da würde ich mich selber belügen. Es waren klar meine Fehler. In beiden Prüfungen. In der Quali zum Großen Preis kamen wir ins Stechen und ich war schon recht früh dran. Ich ging volles Risiko und ließ Tommys Instinkt vollkommen außer Acht. Ich kann euch nicht sagen, was mich geritten hat. Ich war einfach so heiß, dass ich viel zu viel wollte und die Quittung dann an einem steilsprung bekam, den wir viel zu schräg angeritten waren. Mein Ritt wurde hinterher hinter vorgehaltener Hand entweder als spektakulär oder als wahnsinnig bezeichnet - je nachdem wen man fragte. A propos spektakulär. Ludger Beerbaums Einlage kann man getrost als genau das bezeichnen. Ich selbst hatte wie schon geschrieben mit der Entscheidung nix mehr zu tun. Ich war zwar schnellster Vierer, aber ein Nuller war schon da, also konnte ich nicht mehr gewinnen. Trotzdem sah ich mir das Stechen natürlich zuende an und so wurde ich auch Zeuge von dem Folgenden, was man kaum glauben kann, wenn man es nicht selbst gesehen hat. Ludger Beerbaum hatte eigentlich auf einen Start im Stechen verzichtet und sein Pferd Chaman war schon im Stall. Er wäre als drittletzter Starter dran gewesen. Nun entwickelte sich das Stechen aber in die Richtung, dass ein fehlerfreier Ritt einen schon hoch ins Geld brachte, da es davon immernoch nur einen gab. Also entschloss sich Herr Beerbaum doch zu reiten. Kurz bevor er dran war, wurde ihm sein Pferd gebracht. Micheal Whitaker war schon in der Bahn. Herr Beerbaum sprang auf Chaman, zog den Gurt fest, ritt im Galopp vom Abreiteplatz in die Halle (wobei die Einen hinter ihm herrannten, um ihm den Parcoursverlauf zuzubrüllen und die Anderen versuchten ihn im Tempo zu drosseln, damit nix passiert), legte mit Chaman eine so beeindruckende Nullrunde hin, dass mir der Mund offen stehen blieb und ließ sein Pferd dann gelassen und schön vorwärts-abwärts kauend aus der Bahn schreiten. Dass nenne ich mal Profi im und unter dem Sattel. Alle konnten nur mit dem Kopf schütteln. Gewonnen haben die Beiden dann jedoch nicht, denn sowohl Micheal Whitaker, als auch Jeron Dubbledam waren schneller. Wir sind am Ende 5. geworden. Der Sonntag sollte eigentlich anders werden und doch wiederholte sich das Schauspiel vom Vortag. Im ersten Umlauf taxierte ich einmal falsch und die Situation war für Tommy nicht mehr zu retten, so dass die Stange fiel. Dennoch hatten wir Glück und rutschten dank einer sehr schnellen Zeit noch in die Winning Round. Da wollte ich wieder zu viel. Wie am Vortag scheiterten wir an meinem eigenen Ehrgeiz. Ich ließ Tommy auf den letzten Oxer gehen, nahm nicht nocheinmal auf und da passierte es. Die Distanz war so unmöglich, dass auch mein Rappe zwangsläufig den Absprungpunkt nicht erwischen konnte. Die Höhe passte - Tommy drückte so gewaltig ab, dass es mich bald aus dem Sattel gehoben hätte - aber mit der Hinterhand nahm er die hintere Stange mit.
Na ja. Schwamm drüber und abhaken.
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