Herzlich Willkommen im Forum des virtuellen Privatstalles Gut Sonnental. Ich wünsche euch viel Spaß beim Stöbern und Diskutieren. Fühlt euch wohl und habt Spaß. Viele Grüße, Katharina
Aktuelle Zeit: Mittwoch 15. Mai 2024, 03:14

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: "Ihr Ticket bitte"
BeitragVerfasst: Freitag 30. Oktober 2009, 01:08 
Offline
Captain Becker
Captain Becker
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 6. Juli 2008, 21:25
Beiträge: 6851
Der Monat Juni stand für mich vollends unter dem Zeichen der Reise. Aber von Anfang an.
Alex und ich beschlossen über Pfingsten die Pferde Pferde sein zu lassen und ein romantisches verlängertes Wochenende in Großbritannien zu verbirngen.
Nein - Spaß beiseite. Natürlich ließen wir die Pferde nicht Pferde sein und an Romantik war auch nicht zu denken. Nach Großbritannien sind wir aber trotzdem geflogen. Dieser kleine Abstecher ins Land des Regens hatte allerdings einen anderen Sinn, als Urlaub. Es ging um Primeval. Genauergesagt ITVs Primeval. Einige von euch werden jetzt stuzig werden und sich wundern, weshalb ich mit meinem Freund nach England fliege wegen einer Fernsehserie, von der ich zugegebenermaßen ein sehr großer Fan bin. Trotzdem würdet ihr euch, gesetzt dem Fall es wäre so, zurecht wundern. ITVs Primeval ist aber nicht nur eine tolle Serie, sondern auch ein tolles Pferd. Die Geschichte ist simpel.
Es war einmal ein britischer Fernsehsender, der eine neue Serie produzierte. Aus Promotiongründen kaufte man in Deutschland ein Springpferd und taufte es unkonventionell auf den Namen der Sendung um. Fortan sprang das Tier auf nationalen und internationalen Turnieren von Erfolg zu Erfolg und bescherte kostenlose Werbung frei Haus. Leider zogen jedoch dunkle Wolken auf. Sparmaßnahmen und Finanzkrise beendeten den Traum und die Serie wurde wegrationalisiert. So stand nun auch der einstige Werbeträger am Abgrund. Kurz - er sollte verkauft werden.
Das Pferd selbst hatte ich 2008 im Rahmen des Ostseepreises auf unserem Hof das erste Mal kennengelernt. Er belegte mit seinem Reiter hinter mir den 2. Platz in der Gesamtwertung und schon damals war ich fasziniert von dem Tier. Ich hatte dann das Glück ihn noch das eine oder andere Mal auf anderen Turnieren in Aktion zu sehen. Ein wahrer Traum auf vier Hufen.
Als ich nun erfuhr, dass das Pferd zum Verkauf stand, musste ich einfach die Chance nutzen.
So stand ich also an einem verregneten Sonntagmorgen in der Nähe von Glasgow am Rande einer matschigen Koppel und sah dabei zu wie der braune Wallach eingefangen wurde. Es waren mehrere Interessenten, vornehmlich aus Amerika, gekommen, um das Pferd probezureiten, doch nur ich hatte mir die Mühe gemacht mich auf den Weg Richtung Koppel zu begeben. Belohnt wurde ich mit einem herrlichen Blick über die englischen Wiesen und einigen traumhaft schönen Pferden, die zusammengedrängt unter einem Holzunterstand versuchten der Witterung zu trotzem. Primeval und ein anderes Pferd jedoch waren nicht unter dieser Gruppe. Mein hoffentlich bald Pferd stand, den Kopf vorran im Wind und ließ sich, abgestützt auf dem Rücken eines Schimmels den Regen, der nun wieder heftig eingesetzt hatte, ins Gesicht peitschen. Schrulliger Kauz - war mein erster Gedanke, als ich das gesehen habe. Als der Wallach dann den Pferdepfleger auf sich zukommen sah, kam Leben in das vorher stoische Tier. Offenbar hatte der Herr keine Lust nach drinnen zu gehen und zog sich mit seinem Kumpel in die hinterste Ecke der Koppel zurück. Irgendwoher kannte ich das. So grinste ich denn auch vor mich hin.
Zehn Minuten dauerte das Spiel. Erst dann hatte der Pfleger Erfolg und konnte den Führstrick in das Halfter einhaken. Ich ließ Mensch und Pferd eine Minute Vorsprung und schlenderte dann, pitschnass, langsam hinterher. Begleitet wurde ich von einem herzzerreißenden Wiehern. Als ich mich umdrehte, sah ich den Schimmel verzweifelt am Koppelgatter hin und her laufen und seinen Freund rufen.
Eine halbe Stunde später wurde Primeval dann trocken, geputzt und gesattelt in die Reitbahn geführt und nacheinander von uns Interessenten ausprobiert. Ich kann nicht sagen, dass die Chemie sofort stimmte, aber zumindest landete ich nicht im Sand und ich hatte das Gefühl, dass aus dieser Verbindung mit etwas Arbeit mehr werden könnte.
Danach kam es zum Geschäftlichen. Aufgrund der vielen Interessenten wollte man zuerst eine kleine Versteigerung machen, entschied sich dann aber für die - meiner Meinung nach für uns ungünstigere - Variante, dass jeder einen Preis aufschreibt und derjenige mit dem höchsten bekommt am Ende den Zuschlag. So zog sich also jeder in eine Ecke zurück und beriet sich. Alex und ich überlegten lange. Wir versuchten unsere Konkurrenten einzuschätzen. Da waren wirklich Leute mit Geld. Sogar Madleine Winter-Schulze hatte mit einem jungen Mann den Weg hier her gefunden. Wir wussten beide, dass es nicht einfach werden würde einen Preis zu nennen, wenn man nicht einschätzen konnte wie hoch die Anderen bereit waren zu gehen. Auch war uns klar, dass der Wert des Pferdes jenseits der Million lag. Ich schätzte ihn auf circa 1,2 mio €. Schließlich einigten wir uns auf 1,8 mio und schrieben die Summe auf einen Zettel, den wir in einen Umschlag steckten und dem anwesenden Notar überreichten.
Es dauerte nicht lange. Nach fünf Minuten wurden wir in der Reithalle zusammengerufen. Ich zitterte vor Aufregung. Der Notar holte Luft, doch es war nicht mein Name der viel. Das Pferd ging an einen reichen Texaner nach Amerika. Ich konnte es nicht glauben. Ich hatte so viel Geld auf dem Konto und hatte doch so wenig geboten. Ich hätte mich ohrfeigen können.
Schnell verließ ich mit Alex nach einer angemessenen Gratulation den Hof, um mein Gesicht halbwegs zu waren. Die Tränen standen mir in den Augen, als ich einstieg und ich ließ ihnen freien Lauf, als wir losfuhren. Ich kann euch nicht erklären warum ich dieses Pferd so sehr begehrte. Ich kann euch nicht erklären warum es mich so sehr trifft ausgerechnet ihn nicht zu bekommen. Dennoch war es für mich trotz eines vollen Stalls zuhause wie der fleischgewordene Weltuntergang.
Die nächsten Tage trauerte ich. Worum? Keine Ahnung. Um das verlorene Pferd, das ich doch nicht wirklich kannte, über die Niederlage geschlagen worden zu sein. In meinen Augen gab es viele Gründe.
Erst die Reisevorbereitungen eben in jenes Land, in das Primeval nun gegangen war, lenkten mich ein wenig ab. Es standen nun zwei Weltcupwochenenden in Amerika an. Ich hatte schon Monate zuvor mit dem Training dafür begonnen. Immerhin flogen meine Pferde zum ersten Mal und so war es ein gewisses Risiko. Ich hatte zwei Vertreter gewählt, nämlich Deway und Heartbreaker, von denen ich glaubte, dass sie die Strapazen gut überstehen würden.
Dann, am Montag den 8.6. war es soweit. Ich verlud die beiden Pferde und wir machten uns auf den langen Weg zum Frankfurter Flughafen. Ich hatte extra einen Tag mehr mit vielen Stops eingeplant, um Deway und Heartbreaker möglichst entspannt ankommen zu lassen. So erreichten wir unser Ziel am frühen Morgen verhältnismäßig ausgeruht. Die Formalitäten nahmen dann geschlagene zwei Stunden in Anspruch, bevor wir die Beiden endlich in die Animal Lounge entlassen konnten. Natürlich machte ich mir Sorgen, ob alles gutgehen würde, aber ich wusste sie bei Michael, der in der Frachtmaschine mitfliegen konnte, in guten Händen. Ich wäre zu aufgeregt gewesen. So stieg ich wenig später in ein Verkehrsflugzeug und machte mich alleine auf den Weg über den großen Teich. Der Flug an sich verlief in der Buisness Class eher unspektakulär, mal von den Annehmlichkeiten hier abgesehen.
Wir waren um 10:20 Uhr in Frankfurt gestartet und nun landeten wir nach mehr als 7 Stunden Flug um 13:10 Uhr Ortszeit in New York. Mein Anschlussflug nach Los Angeles sollte um 14:00 Uhr starten, hatte aber eine Stunde Verspätung. So vertrieb ich mir die Zeit am JFK mit Flughafensigtseeing. Endlich hob der Flieger dann gegen 15:05 Uhr richtung Kalifornien ab. Auch hier flog ich Buisness Class, doch war ich im gegensatz zu meinem Flug vorher etwas nervöser. Ihr könnt euch nicht vorstellen was einem so durch den Kopf geht, wenn man seine Pferde irgendwo am Himmel weiß und keine Ahnung hat wie es ihnen geht. Fünf Stunden lang malte ich mir alle möglichen Szenarien aus, die mich am Ankunftsort erwarten könnten. Schlimme wie nicht schlimme Bilder huschten vor meinem geistigen Auge vorbei und ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Dann schließlich landeten wir gegen 17:00 Uhr Ortszeit in L.A. und ich war froh eine Mitteilung von Michael auf dem Handy zu finden, die mir sagte, dass es den Pferden gutging. So konnte ich mich wieder etwas enspannen und die Zollformalitäten gelassener durchstehen.
Einen Sinn für die wohl bekannteste Metropole der Welt hatte ich im Moment nicht. Mich interessierte nicht welcher Star wo wohnte und auch die anderen Must-have-seen-Dinge waren mir ziemlich egal. Ich wollte erst einmal nur zu meinen Pferden. Endlich, nach einer weiteren Stunde Autofahrt kamen wir, Michael hatte mich vom Flughafen abgeholt, auf dem SPZ Mares an und ich konnte mich selbst davon überzeugen, dass Deway und Heartbreaker den ersten Flug ihres Lebens wohlbehalten überstanden hatten. Erst jetzt, war ich angekommen. Erst jetzt viel alle Last von mir ab. Dankbar ließ ich mich in mein Hotel bringen und richtete mich häuslich ein. Ich war nicht in irgendeinem Hotel abgestiegen, sondern im 5 Sterne Luxushotel For Seasons. Gerne hätte ich mir die Presidential Suite gegönnt, aber leider kommt man an dieses Zimmerchen bzw dieses Appartment als Normalsterblicher nicht ran. Da muss man schon Madonna oder so heißen. Stattdessen nächtigte ich nun in der Luxury Suite mit einem herrlichen Panoramablick über L.A. Über die Ausstattung meiner 82 m² großen Bleibe konnte ich mich wahrlich nicht beschweren. Plasma TV, begehbarer Kleiderschrank, Kingsizebett und eine Erlebnisdusche gehörten zum Standart. Dennoch fühlte ich mich einsam. Ich stand am Fenster und ließ meinen Blick schweifen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Ein Gefühl aus Unruhe und Verwunderung packte mich. War das Michael? War etwas mit den Pferden nicht in Ordnung? Ich durchmaß den Raum und öffnete. Vor der Tür stand mit Sack und Pack Alex. Ich konnte es nicht fassen. Mein Freund hatte sich tatsächlich von seinen Aufgaben losgeeist und war mir hierher gefolgt. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr ich mich darüber gefreut habe. Ich fiel ihm in die Arme und knutschte ihn fast zu Boden.
Natürlich war nun das Gefühl der Einsamkeit und Langeweile, sofern man die in einer so aufregenden Stadt überhaupt haben kann, verflogen. Kaum hatte Alex seine Sachen ausgepackt, gingen wir auch schon auf Entdeckungstour. Wir genossen ein herrlich amerikanisches Abendessen und sahen uns den Rodeo Drive bei Nacht an. Schließlich kerhten wir vollkommen K.O. ins Hotel zurück. Immerhin waren wir beide nun mehr als 20 Stunden auf den Beinen und dafür hatten wir uns verdammt gut geschlagen. Wir hofften, dass uns der Jet-Leg nicht so sehr treffen würde. Immerhin haben wir die Ratschläge einiger erfahrener Reisender befolgt und waren nicht, als wir müde waren, ins Bett gegangen, sondern hatten uns von Anfang an der neuen Zeit angepasst.
Die nächsten Tage verbrachten wir vornehmlich mit Sightseeing. Wir besuchten die Paramount Studios, die nur 6 Km von unserem Hotel entfernt lagen und sahen uns auch die La Brea Teergruben in Hancock Park an, wo tausende und abertausende Fossilien gefunden wurden und immer noch werden. Das alles mal live zu sehen und nicht nur in Fernsehen oder auf Postkarten, war unendlich faszinierend. Trotz der schönen Zeit, die wir in L.A. verbrachten, vergaß ich aber auch meine beiden Pferde nicht. Jeden Tag trainierte ich sie behutsam und machte sie mit der Umgebung und dem anderen Wetter vertraut. So gingen wir dann auch relativ gut vorbereitet in die beiden Prüfungen. Dennoch reichte es nicht. Wir belegten "nur" einen 10. und einen 7. Platz.
Am 15. Kehrten wir dann nach Deutschland zurück und gingen bis zum nächsten Wochenende in Amerika unserer gewohnten täglichen Arbeit nach.
Am 23. ging dann das Spielchen von vorne los. Diesmal viel routinierter klappte alles reibungslos. Wieder stieg ich im For Seasons in der Luxury Suite ab, doch dieses Mal war Alex gleich mitgekommen. Er hatte es sich nicht entgehen lassen wollen noch einmal nach L.A. zurück zu kommen. Noch einmal besuchten wir die Teergruben, fuhren ans Meer und genossen einfach die Zeit. Es war fast wie Urlaub und dieses Mal empfand ich die bevorstehenden Prüfungen auch nicht als so wichtig. Zwar trainierte ich natürlich meine Pferde nach wie vor, aber erstaunlich schnell hatten sie sich daran gewöhnt in diesem fremden Land zu sein. Vorallem Heartbreaker schien es hier mehr als zu gefallen. Er lief zur Höchstform auf und so belegte er am Ende auch einen sehr guten 3. Platz. Deway kam leider eine Stange in die Quere und so kamen wir über Platz 7 nicht hinaus. Dennoch flog ich sehr zufrieden und selten erholt am 28. nach Deutschland zurück.
Als wir dann am nächsten Tag auf den Hof fuhren, dachte ich die Hölle bricht über mich herein. Schon in der Einfahr wurde ich von mehreren Pflegern erwartet. Es wurde nur eins gesagt. "Life bekommt ihr Fohlen." Mit einem Satz war ich aus dem Auto. Dankbar nahm ich zur Kenntnis, dass Michael und Alex sich um Deway und Heartbreaker kümmerten, während ich schon im Stutenstall weilte.
Es war keine leichte Sache. Die Stute brauchte viel Kraft und wir waren drauf und dran den Tierarzt anzurufen, als sich die Geburt bis in die Nacht hineinzog. Immer wieder stand sie auf und ging herum. Die Wehen kamen unregelmäßig und machten es Life schwer. Doch dann, es war 3 Uhr, ging alles ganz schnell. Drei vier starke Wehen, und mit einem letzten Flutsch war das nasse staksige Etwas da, was man Fohlen nennt. Ihr könnt euch mein Glücksgefühl in diesem Moment nicht vorstellen. Dieses kleine Würmchen hatte vor meinen Augen das Licht der Welt erblickt. Es war gesund und Life begann sofort sich führsorglich um ihren Sohn zu kümmern. Der kleine Mann wurde auf den Namen Heartbreakers Proof of Life getauft.
Überglücklich begann ich mit der Arbeit. Es war schon 5 durch und die Pflichten riefen.
Natürlich klappte nicht alles so wie es sollte, denn immerhin hatte ich die ganze Nacht nicht geschlafen und war gerade erst aus Amerika zurück. Ihr könnt euch also vorstellen wie tot ich gewesen bin. Dennoch biss ich mich durch bis es endlich Zeit war ins Bett zu gehen.

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Freitag 30. Oktober 2009, 01:08 


Nach oben
  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

0 Mitglieder


Ähnliche Beiträge

Endlich wieder da aus einem nicht tollen "Urlaub"...
Forum: Tagebuch
Autor: Chrissie
Antworten: 1

Tags

Auto, Bahn, Bier, Bild, Chemie, Deutschland, Englisch, Erde

Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

cron




Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, Pferd, Pferde, USA, NES

Impressum | Datenschutz