Und plötzlich war er da der Winter und erwischte uns mal wieder vollkommen unvorbereitet mit all seiner Kälte und dem Sturm und dem Schnee. Gut - zum Schneemännerbauen reicht es noch nicht, aber immerhin waren die paar Flocken schon einmal genug, um den ganzen Betrieb auf dem Hof gehörig in Unordnung zu bringen. Glücklicherweise halten die neu isolierten Rohre auf dem Hof der Kälte stand. Nachdem wir ja im letzten Winter ständig irgendwo Rohrplatzer hatten und am Ende Eimer schleppen musten, weil ganze Stränge ausgefallen waren, waren wir gezwungen unser Rohrsystem vollkommen überholen zu lassen. So wurde dann auch ein Teil des Hofes im April aufgebaggert, um die alten Rohre durch Neue neuartig Isolierte zu ersetzen. Jetzt bin ich froh drum, denn das System scheint zu funktionieren und auch Temperaturen von -20°C und mehr standhalten zu können.
Wir allerdings sind trotz guter Isolierung alle samt Eisberge. Dennoch schmückten wir, wie jedes Jahr gemeinschaftlich am Samstag den gesamten Hof. Die Ställe und Häuser erstrahlen dieses Jahr noch schöner, als in der letzten Adventszeit und am Schönsten ist, dass wir nun zwei neue Einstellerinnen haben, die mit ihren Pferden den Weihnachtszauber mitmachen. Dieses Jahr gab es geröstete Kastanien und ein Lagerfeuer über dem wir Fleisch und Marshmallows rösteten zum 1. Advent. Etwas ungewöhnlich angesichts der Kälte, aber es war doch ziemlich lustig.
Ansonsten läuft der Betrieb eher auf Sparflamme. Wir alle müssen uns die drei Hallen teilen, denn die Plätze sind im Moment einfach nicht nutzbar. Sie sind zwar dank des hervorragenden Bodens nicht gefrohren und man könnte theoretisch darauf reiten, aber der schneidende, eiskalte Wind macht ein ordentliches Training einfach unmöglich. Wir alle versuchen mit der ganzen Situation zurecht zu kommen und der Kälte bestmöglich zu trotzen, aber mittlerweile ist es im Stall schon so kalt, dass wir die Türen geschlossen halten müssen, um wenigstens um die null Grad zu erreichen. Die meisten Pferde stehen nur noch mit dicken Decken in ihren Boxen. Die Sorge wächst, dass sich einer von ihnen erkältet. Gerade die Blüter und die geschorenen Turnierpferde sind besonders anfällig.
Auch unsere Rinder leiden ziemlich unter der Kälte. Ingo und Lesley haben mit dem Zufüttern alle Hände voll zu tun. Unsere Exmoors haben sich auch mal wieder blicken lassen. Sie haben Zuwachs bekommen. Zwei Jungpferde laufen in der Herde mit und auch sie füttern wir momentan auf Teufel komm raus.
Heute war ich mit Spotty draußen und wir habe einen, wenn auch kurzen, Ausritt gemacht. Nach einer halben Stunde frohren meine Hände trotz der dicken Reithandschuhe so sehr, dass ich umdrehen musste. Spotty hatte ich schon von Anfang an eine Decke übergelegt, was sie sehr dankbar zur Kenntnis zu nehmen schien, denn dieses Mal machte sie keine Schrereien und ließ sich willig in konstantem und kontrolliertem Tempo durch die Natur buchsieren. Auch mit meinen anderen Trainingspartnern wurde es nur kurzzeitig besser. Während des Trainings wurde einem wenigstens ein bisschen warm, doch sobald ich absaß, schlotterte ich wieder am ganzen Körper und bekam immer mehr das Gefühl langsam aber sicher zu einem Eiszapfen zu mutieren.
Irgendwie ist mir noch immer nicht so richtig warm und das nach einem heißen Bad, Tee und einem prasselnden Kaminfeuer, an dem ich gerade sitze.
Jetzt hat es auch noch richtig zu schneien begonnen. Eigentlich freue ich mich immer über Schnee und auch dieses Mal ruft das Kind in mir laut "Juchuuuu". Ich hoffe nur, dass es, wenn es nächste Woche wärmer wird, nicht zu glatt wird. Gedanklich habe ich jedenfalls Frankfurt und Berlin schon gestrichen. Ich denke, wenn das Wetter so bleibt, bleibe ich mit meinen vier Buchstaben und allen Pferden dieses Jahr zuhause und starte erst nächstes Jahr wieder auf einem Turnier, wenn die Straßen wieder sicherer sind.
Übrigends kam heute das erste Paket aus Amerika. Allerdings kam es nicht von Paulie, sondern meine bestellten Sättel für Lesly waren da. Der Eine war für Almontasir. Sein alter Sattel gefiel mir nicht mehr so recht. Er ist zwar noch gut, aber ich hatte immer irgendwie das Gefühl, dass Pferd und Reiter das Ding nicht so recht gefallen wollte und angenehm war. Aus diesem Grund habe ich für den braunen Wallach jetzt einen speziell auf seine Körperform anfertigen lassen. Der zweite Sattel wird ein Weihnachtsgeschenk für Lesleys eigenes Pferd sein. Ihr Quarter wird vermutlich in den nächsten Wochen zu uns auf den Hof umziehen, damit sie besser mit ihm arbeiten kann. Ich weiß von ihr, dass sie nur einen alten Second-Hand-Sattel für ihren Wallach hat. Aus diesem Grund habe ich beschlossen ihr was Richtiges zu schenken. Einen guten Sattel von der bekannten Continental Saddlery aus Alabama. Ich hoffe sie freut sich und bin schon sehr gespannt auf ihr Gesicht bei der Bescherung.
Ich glaube Alex ist so ziemlich der einzige, der sich über die extreme Kälte freut, denn er kann jetzt morgens ausschlafen. So lange es so kalt ist, werden die Blüter nicht auf der Bahn trainiert. Wir schicken sie schwimmen. So paradox das klingt, aber das Pferdeschwimmbad mit seiner Sauna und den Solarien ist so ziemlich das einzige Gebäude, das wirklich warm ist im Vergleich zu den anderen Einrichtungen für die Pferde. So haben wir hier die Chance die Pferde zu trainieren, sie aber nicht nassgeschwitzt draußen rumlaufen zu haben.
Na ja. Es ist eben das alte Lied, das man immer im Winter zu singen beginnt. In diesem Sinne noch fröhliches Schlottern und Zähneklappern.

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