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Um die Wartezeit auf meine neuen Pferde etwas zu überbrücken, führe ich mein Tagebuch mal ein bisschen weiter.
Nicht, dass ich nichts zu tun hätte, aber ich dachte ich nehme mir einfach mal die Auszeit. Also habe ich es mir in Pearls Box gemütlich gemacht und schaue meinem Rappen beim Heukauen zu, während ich hier schreibe. Morgen geht ja dann der Turnierzirkus nach zwei Tagen Pause wieder los und da werde ich mal wieder ewig keine Zeit für Einträge haben.
Ich wollte euch aber unbedingt ein wenig von meinen letzten Starts erzählen. Meine Pferde und ich waren nämlich sehr erfolgreich. Unter Anderem habe ich mit Heartbreaker den Großen Preis von Dörenwald, eine Springprüfung der Klasse S***, gewonnen und bin in der selben Prüfung mit Tommy 2. geworden. Nachdem Heartbreaker diese Sprigprüfung ja schon letztes Jahr für uns entscheiden konnte, habe ich nicht mit einer Wiederholung des Sieges gerechnet. Doch der Stechparcours lag uns beiden so gut und Heartbreaker war in den Wendungen so auf zack, dass es am Ende dann doch keine Überraschung mehr war, dass wir die schnellste Zeit hatten. Dennoch war es auch viel Glück, dass wir ohne Abwurf aus dem Stangenwald kamen, denn Hearbreakers Hufe kamen der Stange des Schlusoxers gefährlich nahe und sie hat ziemlich geklappert. Ich vermute ja immernoch, dass ein Unsichtbarer das Ding festgehalten hat. Das Glück des Tüchtigen eben. Auch mit den Anderen habe ich während der beiden Tage, an denen ich auf dem TS Dörenwald war mächtig abgeräumt. So bekam ich für meinen Vitrinenschrank im Arbeitszimmer am Ende gleich 8 Pokale. Auch auf dem vRH Rising Sun konnte ich schöne Erfolge feiern. Celtic Tiger und Flash Dance schenkten mir je einen Sieg, so dass ich mir am Abend dann aus den Verkaufspferden des Hofes als Siegprämien zwei Exemplare aussuchen konnte. Ich entschied mich nach langem Suchen für einen Araberhengst und einen Württemberger. Dieser trägt den klangvollen Namen Man-O-War. Mitgenommen habe ich die Beiden jedoch noch nicht sofort, da die Transporter voll waren und ich ja dann gleich weiter zu den nächsten Turnieren fuhr. Das wäre für die beiden Neuen einfach zu anstrengend geworden.
Als ich dann am Mittwoch runter nach Bayern zum Sportpferdezentrum Rosenberg gefahren bin, verband ich diesen Turnierstart gleich noch mit dem Besuch eines in Konkurs gegangenen Gestütes. Überwiegend züchtete man dort Holsteiner und Hannoveraner. Sicherlich werdet ihr euch jetzt nach dem Grund fragen. Der ist ganz einfach. Dieser Züchter hatte regelmäßig Samen von Heartbreaker bestellt. Nennt es sentimental, wenn ihr wollt, aber als ich gelesen habe, dass einer der ersten Nachkommen meines Hengstes zum Verkuf stand, musste ich mir diesen einfach ansehen.
So stand ich dann um halb zehn morgends auf besagtem Gestüt. Ich hatte den Anhänger mit Tommy auf dem SPZ Rosenberg gelassen und meinen Rappen in Michaels Obhut gegeben, um mir noch vor dem Turnier Heartbreakers Sohn anzusehen. Sein Name ist Heartbreaker's Blood Red Sandman. Es herrschte gedrückte Stimmung. Verständlich, wenn man bedenkt wie schrecklich es sein muss sein Lebenswerk und sein Herzblut Stück für Stück gehen sehen zu müssen. So schlugen zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits war es nun einmal so, dass die Pferde ja irgendwo hin mussten, aber andererseits tat es mir unendlich leid. Einerseits freute ich mich auf den Sechsjährigen und wusste noch bevor ich ihn das erste Mal gesehen hatte, dass ich den Holsteiner kaufen würde, andererseits hatte ich ein schlechtes Gewissen den Leuten ihren ganzen Stolz zu nehmen. Das wäre, als würde man mir Black Pearl oder Tommy oder eben Heartbreaker wegnehmen. Wiedererwarten waren die Inhaber des kleinen Betriebes jedoch den Umständen entsprechend freundlich und schienen sogar froh zu sein, dass der gekörte und staatsprämierte Hengst weiter gefördert wurde. Wie sein Vater hatte Sndman eine unübersehbare Begabung fürs Springen und würde mit Sicherheit in ein paar Jahren im ganz großen Sport mitlaufen können. Jetzt war er schon bis zur Klasse M im Springen ausgebildet und besaß in der Dressur eine solide Grundausbildung. Als ich ihn proberitt, erkannte ich sofort Heartbreakers Gangwerk. Weich zu sitzen, schwungvoll und ich sage euch seine Manier am Sprung war sogar noch einen Tick besser, als die seines Vaters. Ich war restlos begeistert. Dieser bildhübsche Lichtfuchs wechselte noch am selben Tag in meinen Besitz. Allerdings sollte ich am Ende noch ein Pferd bzw zwei in Einem, mein Eigen nennen dürfen.
Natürlich kamen wir über Heartbreaker ins Plaudern und ich erzählte dem Züchter von den jüngsten Erfolgen des Hengstes, dass er bald wieder zum Decken zur Verfügung steht und eben seine ganze Entwicklung seit er letztes Jahr zu mir gekommen ist. Darüber kamen wir dann zu dem Thema was mit den restlichen Pferden passieren würde. Der Inhaber erzählte mir, dass er, bevor er gepfändet würde lieber erst einmal alle Pferde, die gingen bestmöglich verkaufen wollte, um den Tieren das Schicksal des Pferdehändlers oder gar Metzgers zu ersparen. Es ist ja leider so, dass bei einer Zwagsversteigerung selten auf die Käufer geachtet wird. Wer am meisten bietet, bekommt den Zuschlag und das Pferd. Was er am Ende damit macht, bleibt ihm überlassen. Jedenfalls unterhielten wir uns eine ganze Weile darüber. Letztendlich zeigte mir der Herr eine Dunkelfuchsstute auf der Weide und erzählte mir, dass Day of my Life, so hieß sie, in zwei Monaten etwa ihr Fohlen erwartet. Auch sie müsse vor dem Unabwendbaren Besuch des Kuckucks unbedingt noch verkauft werden, aber bis jetzt hätte er wohl noch niemand passendes gefunden. Das Tier gefiel mir auf Anhieb und die Vorstellung, dass ich nicht erst, wenn alles mit Carena gut ging, nächstes Jahr ein eigenes Fohlen, bzw ein selbstgezogenes Fohlen, im Stall stehen hatte, sondern schon übernächsten Monat, machte mir die Entscheidung doppelt leicht. Das Angebot war unschlagbar und unmissverständlich. Die Überraschung erwartete mich dann, als ich die Papiere unterzeichnete. Day of my Life erwartete von Heartbreaker ein Fohlen. Im Nachhinein denke ich, dass das der Grund gewesen ist, warum er mir das Pferd überhaupt gezeigt hatte.
Als wir uns voneinander verabschiedeten, nahm er mir noch mein etwas schlechtes Gewissen. Er habe ohnehin mit der Pferdezucht aufhören wollen, nur kam eben der Konkurs ihm zuvor. Er hätte gerne nur ein oder zwei der älteren Pferde behalten und den Rest dann nach und nach an passende Leute abgegeben.
Ich dachte über vieles nach, als ich zum SPZ Rosenberg zurückkehrte und mir wurde schmerzlich bewusst, dass ich im letzten Monat über eine Million Euro einfach für Nebensächlichkeiten ausgegeben hatte. Ich hatte die Ralation zum Geld vollkommen verloren, da ich mittlerweile mit so großen Beträgen hantierte. Es kam für mich auf ein paar 10.000€ einfach nicht mehr.
Zurück auf dem Hof, begegnete mir dann als Erstes unsere neue Einstellerin Marina, eine sehr nette junge Frau, wie ich fand. Wir hatten zwar schon einige Male telefoniert, uns aber noch nicht persönlich kennengelernt. Weniger erfreulich war dann die Nachricht, dass Chrissie sich den Fuß verstaucht hatte.
Als ich, nach dem Training, welches ich noch mit einigen Meiner Pferde machte, abends wieder in meinem Büro saß, schrieb ich einen Scheck über 250.000€ aus und versiegelte den Umschlag, nachdem ich noch meine Telefonnummer und einige Zeilen dazugeschrieben hatte. Ich wollte den Scheck mit Michael, dem ich voll und ganz vertraue, mitschicken, wenn er heute die Pferde vom vRH Rising Sun und dem Gestüt aus Bayern abholt.
So schnell verfliegt die Zeit. Ich werde jetzt lieber mal Schluss machen, denn ich höre meinen Transporter und werde mal mit beim ausladen helfen.
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