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 Betreff des Beitrags: Kastration
BeitragVerfasst: Mittwoch 29. Oktober 2008, 22:41 
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Captain Becker
Captain Becker
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Registriert: Sonntag 6. Juli 2008, 21:25
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Nach unserem netten Abend gestern hätten wir alle gerne etwas später als gewöhnlich angefangen, doch die Pferde ließ man nicht warten. So herrschte heute morgen um fünf entsprechend Katerstimmung im Stall und das Gähnen war ein freundlich gemeinter Begrüßungsersatz.
Es fiel selbst mir, müde wie ich war, mehr als schwer mich auf das Training zu konzentrieren. Ich saß in der eisigen Kälte tief über Syndikats Hals gebeugt und versuchte verzweifelt den Anschluss zu Dynamik nicht zu verlieren, der von Inga in einem heiden Tempo über die Bahn geritten wurde. Christian kannte keine Gnade mit mir. Er brüllte mich schon die ganze Zeit andauernd an und zum ersten Mal seit Langem fühlte ich mich wieder wie in der Ausbildung damals. Nichts konnte ich meinem Trainer recht machen. Ich saß nicht tief genug, trieb zu wenig und das Pferd war ja so wie so nutzlos, dass wusste ich ja schon. Christian schien seinen gesamten Frust der letzten Tage mit Genugtuung genau jetzt an mir auslassen zu wollen. Ich bemühte mich dieses Gewitter mit stoischer Ruhe zu ertragen, aber es viel mir von Minute zu Minute schwerer. Zu allem Überfluss wollte Syndikat auch wirklich keinen Zentimeter ohne eine treibende Hilfe galoppieren. Es war eher ein Kampf ihn vorwärts zu bekommen, als eine ordentliche Morgenarbeit, wie ich sie sonst von Rennpferden gewöhnt war. Wie konnte ein zweijähriger Jungspund nur so verschroben und lustlos sein, dass er sich von einem sieben jährigen Vielseitigkeitspferd ausstechen ließ. Ich verstand es nicht und grübelte darüber nach, während ich Syndikat mit Stimme und Gerte weiter trieb. Als ich auf die Start - Ziel - Gerade einbog, rief Christian ich solle es seinlassen und endlich von dem Gaul, wie er wortwörtlich sagte, runterkommen. Wenn ich ihn trainieren wolle, solle ich damit nicht seine Zeit verschwenden. Ich hätte richtige Galopper im Stall, die das Training wirklich brauchten. Stattdessen ritte ich diese Krücke. Nun platzte mir der Kragen und das Ganze endete in einem deftigen Streit. Inga zog lieber den Kopf ein und verkrümelte sich mit Dynamik in den Stall. Zu diesem Zeitpunkt merkten weder Christian, noch ich, dass sie weg war, so sehr hatten wir uns in Rage geredet. Am Ende zog jeder beleidigt seiner Wege.
Vollkommen aufgewühlt und den Tränen nahe kehrte ich mit Syndikat im Schlepptau in den Stall zurück. So hatte ich mir mein erstes Training mit ihm nicht vorgestellt. Zu allem Überfluss hatte sich wohl der Streit wie ein Lauffeuer rumgesprochen und ich fühlte die neugierigen Blicke meiner Angestellten im Rücken, als ich den Fuchshengst absattelte und zurück in seine Box stellte. Als ich seine Trense im Spind verstaute, merkte ich, dass ich zitterte. Ob vor Wut oder Anstrengung oder auch vor Kälte wusste ich in dem Augenblick nicht so recht. Ich wusste nur eines, ich musste hier weg. Ich sattelte also wortlos Flash Dance und verließ den Hof Richtung Ostsee. Lucas und Asco begleiteten mich mit freudigem Schwanzwedeln, doch auch sie konnten mich nicht aufheitern. Mit jedem Meter, den ich mich mehr vom Hof entfernte, merkte ich, wie mir die Tränen höher in die Augen stiegen. Endlich weit genug weg, weinte ich einfach in Flashs Mähne. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind. Ich hatte mich einfach nicht gegen Christian wehren können und das machte mir zu schaffen. Außerdem wollte ich doch nur eine harmonische Zusammenarbeit. Ich verstand nicht, warum er so böse darüber war, dass ich dieses Pferd gekauft hatte. Es war MEIN Geld und MEINE Entscheidung und MEINE Kraft. Warum konnte er nicht einfach stillschweigend darüber hinwegsehen, selbst wenn ich einen Fehler gemacht hatte?! Warum durfte ich den nicht selber machen? Nahm er mich am Ende doch nicht so ernst, wie ich es immer gedacht hatte? Sah er in mir am Ende doch nur eine dumme kleine Göre, die durch Zufall zu einem Hof gekommen war? Ich steigerte mich hinein, dass wusste ich. Ich musste so etwas abhaken können. Dennoch nagte es an mir und es drohte mich aufzufressen. Wie mechanisch ritt ich vorwärts. Flash brauchte ich nicht zu lenken. Auch er, wie auch Pearl kannte mich genau und wusste wo ich hin wollte. Ich weiß nicht, wie spät es war, als ich das vertraute und beruhigende Rauschen der Ostsee hörte. Auf alle Fälle war die Sonne schon aufgegangen und stand, von Wolken verdeckt am Himmel. Ich stieg ab und ließ mich in den kalten Sand fallen. Mein schwarzer Wallach blieb einfach da stehen, wo er war und wartete. Ich saß eine Weile einfach nur in den Dünen und dachte nach, bis ich merkte, wie mich die Kälte langsam ankroch. Ich wollte gerade zurückreiten, da klingelte mein Handy.
Es war Christian, der sich Sorgen um mich machte, doch in diesem Moment kochte meine ganze Wut in mir hoch und ich legte einfach auf. Ich wollte momentan nicht mit ihm sprechen. Ich wollte eigentlich momentan mit niemandem sprechen. Ich pfiff die Hunde ran und machte mich auf den Rückweg.
Glaubt mir, wäre mir nicht so kalt gewesen und hätte ich nicht den Tierarzt zu 13 Uhr bestellt, ich wäre wohl den ganzen Tag hier geblieben. Erst jetzt, durch diesen Vorfall, merkte ich unter welchem Stress ich eigentlich in der letzten Zeit stand. Ich kämpfte an mehreren Fronten gleichzeitig und das war anscheinend nicht gut für mich. Die Sache mit den Reitwegen war einfach eins zuviel gewesen.
Ich merkte, wie ich wieder zu Grübeln anfing, bezwang mich jedoch von neuem in diese deprimierenden Gedanken zu verfallen. Stattdessen gönnte ich Flash einen rasanten Galopp, den er unbeschreiblich genoss. Asco und Lucas sprangen freudig neben uns her und als ich den Hof wieder erreichte hatte ich die nötige Kraft zurück, die ich brauchte.
Am Stalltor stieg ich ab und drückte Anja Flashs Zügel in die Hand. Ich klopfte dem Wallach noch einmal den Hals und ging dann in mein Büro. Fast hatte ich erwartet Christian da zu finden, doch es war zum Glück leer.
Gegen 13 Uhr machte ich mich dann wieder auf den Weg in den Stall, um auf den Tierarzt zu warten. Sina hatte schon im hinteren, leeren Teil des Hauptstalls zwei Boxen eingestreut, so dass die Beiden nachdem alles vorbei war in Ruhe aufwachen konnten.
Pünktlich wie die Uhrmacher kamen Frau Schmitz und Herr Braun auf dem Gut an. Ohne viel Umschweife sedierten sie Hide und Hurricane und wir brachten die beiden Noch-Hengste in die präparierten Boxen. Eine halbe Stunde später wurden sie dann beide nacheinander narkotisiert. Wir alle halfen, dass sie sich beim Ablegen nicht verletzten. Mein größte Sorge, dass Hide verrückt spielen könnte, war zum Glück unbegründet. Die Beruhigungsspritze hatte auch ihn soweit betäubt, dass er ohne viel Tamm Tamm zu Boden ging wie er es sollte. Dennoch war sein Kreislauf bei weitem nicht so stabil, wie der von Hurricane und so wohnte ich auch seiner Operation bei. Frau Schmitz machte ihre Sache hervorragend. Es dauerte nicht einmal eine halbe Stunde und Hide war entmannt.
Auch das Aufwachen verlief bei beiden Pferde problemlos und so fuhren die beiden Tierärzte gegen 15 Uhr wieder und überließen die Nachsorge der beiden Pferde uns.
Endlich fand ich Zeit für Tommy. Auch mit ihm ritt ich ein wenig aus, während ich Daredevil anspannte und ein wenig Dressur mit ihm fuhr. Gegen Abend trainierte ich dann noch mit La Carena und Celtic Tiger, um dann zeitiger als sonst ins Bett zu gehen.
Ach übrigens hat der Jäger auch noch angerufen. Er hat mal eine Bestandsschätzung gemacht und mir mitgeteilt, dass ich ungefähr 180 Wildschweine allein im Bereich um meinen Hof hatte. Das waren ein paar Tiere zu viel. Nun war auch klar, warum sie auf die Reitwege zur Nahrungssuche zurückgriffen. Der milde Winter hatte sie sich wie wild vermehren lassen und nun war die Population so groß, dass schleunigst etwas unternommen werden muss.

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Verfasst: Mittwoch 29. Oktober 2008, 22:41 


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